Notizen aus der Provinz: Mit Abschirmfarbe gegen Brummton...

Symbolbild von blickpixel (pixabay.com/de/funkmasten-telefon-telefonmasten-600837)

An Realsatire erinnern Vorgänge, die in der bayerischen Gemeinde Markt Wald stattfinden:

Einer Meldung in der Ortspresse zufolge fühlen sich rund 60 Einwohner der 2400-Seelen-Gemeinde seit Ende 2015 von einem ominösen Brummton belästigt, der angeblich für Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Schwindel sorgt.

Nachdem sie Infraschallquellen als mögliche Ursache ausgeschlossen hatten, sind einige Anwohner nun der Ansicht, dass der vermeintliche Brummton von zwei am Ortsrand befindlichen Funktürmen verursacht wird. Die Funktürme stehen seit Jahrzehnten dort und werden derzeit u.a. von verschiedenen Mobilfunkbetreibern sowie für Richtfunk und digitalen Behördenfunk genutzt.

Fachleute eines beim bayerischen LKA angesiedelten BOS-Kompetenzzentrums nahmen aufgrund der Beschwerden eine Ortsbegehung vor. Sie konnten weder Brummtöne noch sonstige Beeinträchtigungen ausmachen. Auch das Bayerische Landesamt für Umwelt nahm von Juli bis November 2016 Messungen vor und kam zu dem Ergebnis, dass von dem Digitalfunk-Standort keinerlei schädigende Immissionen ausgehen. Auch die EMV-Grenzwerte werden eingehalten und sogar (wie bundesweit üblich) erheblich unterschritten.

Wie aus einer weiteren Pressemeldung hervorgeht, hat nun eine angeblich unter dem Brummton leidende Familie nach Beratung durch einen "Baubiologen" die Fassadenteile ihres Hauses, die den Funktürmen zugewandt sind, mit graphithaltiger Farbe abgeschirmt und die Fenster mit "feinen Edelstahlgittern"versehen.

Der Meldung zufolge hat der Baubiologe im Zimmer des Sohnes "außerdem Wellen von Flugzeugradaren nachgewiesen". Die Außenwand dieses Zimmers sei daraufhin von innen ebenfalls mit Farbe abgeschirmt und der Vorhang mit strahlungsreflektierendem Stoff aufgedoppelt" worden.

Router, WLAN und Handys will die Familie jedoch weiterhin nutzen. Anders als früher sollen die Telefone nachts jedoch ausgeschaltet oder im Flugmodus betrieben und das WLAN nur bei Bedarf eingeschaltet werden. Die Steckdosen in den Schlafzimmern seien mit Netzfreischaltern nachgerüstet worden. Wenn kein Strom verbraucht wird, seien die Leitungen damit strom- und spannungsfrei (eine oft von Baubiologen empfohlene weitgehend nutzlose Maßnahme - Red.).

Nun - so heißt es abschließend in der Pressemeldung - herrsche "endlich wieder Ruhe"...

Aus wissenschaftlicher Sicht ist als einzige Möglichkeit der akustischen Wahrnehmung hochfrequenter elektromagnetischer Felder der sog. "Frey-Effekt" bekannt. Er tritt jedoch nur bei sehr hohen Feldstärken (z.B. in unmittelbarer Nähe von Radaranlagen) auf und äußert sich nicht als "Brummton".

Ein engagierter FUNKMAGAZIN-Leser hat uns auf dieses Thema aufmerksam gemacht.Vielen Dank!

Über den Autor

FM-Funkmagazin FM-Funkmagazin