Gemeinde will Kinder mit Chips vor WLAN-"Strahlen" schützen...

Symbobild von andibreit (pixabay.com/de/wlan-wifi-netzwerk-modem-online-1494537)

Die österreichische Stadtgemeinde Gerasdorf bei Wien hat alle Kindergärten, Schulen und das Rathaus mit dubiosen Chips ausstatten lassen, die einen Schutz vor "elektromagnetischen Strahlen" von WLAN-Geräten bewirken sollen. Das berichtet das IT-Portal "futurezone" unter Berufung auf die "Niederösterreichischen Nachrichten".

Der Bürgermeister der Gemeinde, Alexander Voijta, erklärte dazu auf der Website der Gemeinde, "der Schutz" (die Chips) werde "in allen Gerasdorfer Schulen und im Rathaus installiert". Damit sei "unsere Gemeinde Vorreiter in diesem Bereich, wo es um die Gesundheit unserer Kinder geht".

Deutlich zurückhaltender äußerte sich Vize-Bürgermeister Lukas Mandl auf Twitter: Der Hersteller der Chips sei an die Eltern herangetreten und diese hätten sich an die Gemeinde gewandt. Er halte nichts davon, aber die Gemeinde sei dem Wunsch der Eltern nachgekommen. Am 4. Juli 2017 werde dazu eine Podiumsdiskussion stattfinden.

Nach Angabe des Herstellers wurden die Chips (rd. 120 Stück) der Gemeinde kostenlos zu Verfügung gestellt. Der normale Einzelpreis beträgt 24,90 Euro.

Aus wissenschaftlicher Sicht handelt es sich bei den Chips um ein Scharlatanerieprodukt. Der Hersteller behauptet, dass damit "Einbrüche und Spitzen" des vom Funkgerät im Nahbereich erzeugten magnetischen Feldes geglättet und dadurch für den "Bio-Organismus verträglich" gemacht werden. Derartige "Elektrosmog-Schutzprodukte" sind seit vielen Jahren in den unterschiedlichsten Ausführungen auf dem Markt. Allen ist gemeinsam, dass ihre Wirkungsweise wissenschaftlich nicht plausibel und nicht nachvollziehbar ist.

Käufer solcher Produkte dürften in vielen Fällen verunsicherte Menschen sein, denen eingeredet wurde, dass von Funkgeräten erzeugte elektromagnetische Felder ("Elektrosmog") gesundheitliche Beschwerden hervorrufen oder die nach Erklärungen für tatsächlich vorhandene Beschwerden suchen. Untersuchungen haben gezeigt, dass durch den "Nocebo-Effekt" allein schon die Angst vor "Elektrosmog" zu Beschwerden führen kann.

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